Josef Gleißner: Die Glasmachersippe Gleißner in Schweden – Norwegen – Finnland
Ein heimat– und familienkundlicher Bericht, veröffentlicht im Heimatboten am 21.05.1998
Nur ganz wenige Landsleute unserer westböhmischen Heimat werden wissen, dass in den nordischen Ländern ungefähr eintausend Personen leben, die den deutschen Namen Gleissner (jetzt auch Gleisner) tragen. Es handelt sich dabei in erster Linie um die Nachkommen des Glasmachers, Hüttenmeisters- und Hüttenbaumeisters Benediktus Laurenz Gleissner, der im Jahre 1802 mit seiner Frau, sechs Kindern (3 Söhne, 3 Töchter) und zwei Brüdern (Martinus und Johann Caspar) über Dänemark nach Göjviks in Norwegen auswanderte und im April 1814 nach Reijmyre, 1817 nach Johannisholm in Schweden weiterzog.
Auch die Nachkommen von Martinus müssen in die jetzige Namensträgerschaft mit einbezogen werden. Benedict Laurenz (nunmehr mit „c“ geschrieben) erhielt vom dänischen König die Genehmigung, eine Glashütte in Norwegen zu errichten (Norwegen gehörte damals noch zu Dänemark). Er durfte „huldvollst“ seinen röm.-kath. Glauben beibehalten, eine besondere Auszeichnung in einem evang.-luth. Land, wo dieser Glaube, wie auch in Schweden, Staatsreligion war. Benedict starb am 11. August 1823 nach einem arbeitsreichen Leben hoch angesehen auf der Glashütte zu Johannisholm, Delekarlien (Schweden). Seine Frau Maria Juliane starb am 16. November 1850 in Sölje bei Stavernäs.
Auf der Glashütte Johannisholm war auch der Bruder Benedicts Johann Caspar (jetzt Johan) als Glasfabrikant und sein Sohn Franz Jakob als Glasmacher tätig. Andere Mitglieder der Emigrantenfamilien suchten sich an verschiedenen Orten Arbeitsstellen und wechselten dabei öfter die Hütten. Die Töchter heirateten meistens Einheimische. Die große Sippe der Gleissner trug im Laufe der Zeit nachgewiesenermaßen wesentlich zum Aufstieg der schwedischen Glasindustrie bei, die nach und nach Weltgeltung erlangte und noch besitzt.
„Meine Heimat ist Böhmen, und ich bin in den feinsten Arbeiten der Glasmacherei gut eingeübt“, schrieb einst einer der Zunft an die dortige Obrigkeit. Die Glasmacher aus Westböhmen waren arbeits- und genügsam und überall gern gesehen, weil sie ihr Handwerk/Gewerbe vorzüglich beherrschten; sie waren als Meister ihres Faches in Europa bekannt und begehrt. Einige Vorfahren der Gleissner waren in unserer engeren Heimat auf den Glashütten in Goldbach, Inselthal, Paulushütte (bei Paulusbrunn) und Schönwald tätig. Benediktus Laurenz war gar auf der Paulushütte noch als Lehrling beschäftigt, als er am 11. Oktober 1876 die Glasmacherstochter Maria Juliane Schrödl von der Glashütte Schönwald heiratete. Als Trauzeugen waren sein Vater, Andreas Gleissner, Glasmachermeister auf der Hütte zu Schönwald und Martin Gleissner, Tafelglasmeister, ebenda tätig. Letzterer wurde in den Büchern der Herrschaft zu Schönwald „als eine freye und nicht untertänige Person“ bezeichnet. Viele Glasmacher fanden damals beiderseits der Landesgrenzen in den zahlreichen Hütten gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, die ihren meist großen Familien das Auskommen sicherten.
Ausgangspunkt
Hart an der westböhmischen(oberpfälzischen) Grenze, am Kamm des auslaufenden nördlichem Böhmerwaldes, wurden im Laufe der Zeit viele Glashütten errichtet, weil im größten zusammenhängenden Waldgebiets Mitteleuropas für das Gewerbe, welches auf Holzreichtum und Wasserkraft angewiesen war, gute Voraussetzungen vorlagen. Die Hütten entstanden immer in dichten Waldungen und diese waren schier unerschöpflichen Lieferanten des Holzes, das zur Bearbeitung der Pottasche (diese wurde erst später aus Staßfurter Kalisalz hergestellt) und des Brennmaterials für die Schmelzöfen der Hütten gebraucht wurde. In den Flussläufen fand man Quarzsand, der zur Erzeugung der Glasfritte (Pulver zur Mischung für die Glasoberfläche) notwendig war. Wenn der Holzvorrat in der näheren Umgebung verbraucht war, wurden die Hütten abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut.
Dies war das Arbeitsfeld der Hüttenbaumeister; Benedikt und sein Vater Andreas waren ganz bekannte Vertreter dieser Zunft. Die Hütten wurden anno dazumal beiderseits der Landesgrenzen zwischen Böhmen und der „Herzoglichen Pfalz“ (Kurpfalz) errichtet. Diese Grenze spielte ehedem eine untergeordnete Rolle. Die Verbindungen zur heutigen Oberpfalz waren sehr eng und vielseitig; gehörte doch ein Teil der „alten Kurpfalz“ einstmals zeitweise zu Böhmen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen wirkten noch lange nach. Die Besiedlung des dichten Grenzwaldes ging hauptsächlich von der „Oberen Pfalz“, z.T. Auch von Franken aus, was gewisse Spuren in der Bevölkerung hinterließ. Die gemeinsame Sprache (Dialekt), die gleichen Bräuche und die verwandtschaftlichen Beziehungen kommen darin zum Ausdruck. Heiraten über die Grenzen war keine Seltenheit, wie unsere Ahnenpässe beweisen. Die „Obere Pfalz“ war einstmals ein bedeutender Industriestandort im süddeutschen Raum . Waffen aller Art wurden erzeugt, da es Erz, Mineralien und andere Rohstoffquellen gab, welche aber nach und nach versiegten.
Der Anfang des langsamen Niedergangs
Dunkle Wolken zeigten sich am Horizont Europas, vor allem im fernen Frankreich. Das dortige Wetterleuchten entwickelte sich zu einem Sturm, dieser zu einem Orkan, der alles mit sich riss, was sich ihm entgegenstellte. Auch in unserer engeren Heimat hat man die Signale vernommen und blickte gespannt auf die Neuerungen, die da kommen sollten. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ hießen die Parolen, und man hoffte, dass das strenge Regiment der Herrscherhäuser gelockert würde. Die Bürger sehnten sich nach größeren Freiheiten und mehr Freizügigkeit. Nachrichten kamen zuhauf über den seinerzeit erstaunlich gut entwickelten Glashandel ins Land, der gleichzeitig auch für einen guten Absatz der Glaserzeugnisse sorgte. Das böhmische Glas hatte wegen seiner Güte und seines Designs einen guten Ruf; es wurde weltweit exportiert.
Der Glashandel hatte in allen bedeutenden Handelszentren des Kontinents Niederlassungen: in Nürnberg, Frankfurt/Main, Wien, Paris, London, St. Petersburg, Triest und vielen anderen Orten. Besonders zur „Freien Reichsstadt Nürnberg“ bestanden aus dem Tachauer Land sehr gute Beziehungen, die auf eine lang andauernde Zusammenarbeit zurückzuführen war. Unsere Gegend wurde von Nürnberg aus dem evangelischen Glauben näher gebracht. Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1620), bei der Kurfürst Friedrich von der Pfalz das Haupt der protestantischen Union war, wurden die Beziehungen gewaltsam unterbrochen. In der aufkommenden Euphorie übersah man aber einen wichtigen Punkt: wenn alte Strukturen geändert werden, müssen an ihre Stelle neue und bessere gesetzt werde, was aber nicht geschah. Vor allem die Erwartungen der Glasmacher erfüllten sich nicht, und ein bekannte Spruch der Volksmundes lautete: „Glück und Glas, wie leicht bricht das“.
Die erhoffte Ausweitung der Produktion kam nicht zustande, sie blieb ganz aus. Anstelle der vielen Kleinstaaten in den deutschen Landen, tauchten neue, größere, zentralistisch geführte Staatengebilde auf, die sofort daran gingen, erschwerende Vorschriften für den freien Handel einzuführen. Mit Beginn der napoleonischen Kriege setzte unvermittelt eine Absatzkrise ein, weil die von Bonaparte verhängte Kontinentalsperre zu greifen begann. Der Export nach England und Übersee kam ganz zum Erliegen; die nordischen Länder waren nur über Umwege zu erreichen. Nach dem Ende des lockeren Staatenbundes im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ haben sich vor allem die Bindungen zwischen Baiern (damals noch mit „ai“ geschrieben) und Böhmen grundsätzlich verändert. Der österreichische Kaiser Franz II. legte bekanntlich im Jahre 1806 die Deutsche Kaiserkrone nieder und plötzlich spielten die Grenzen eine Rolle. Die sinkende Kaufkraft im Binnenmarkt und die Konkurrenz der Hütten untereinander trugen ihr Scherflein zum Rückgang des Absatzes bei. Das vom Export abhängige Glas Westböhmens war davon besonders betroffen, da das größere Baiern besondere Wegezölle und andere Abgaben einführte, um vor allem die eigene Glasindustrie zu schützen. Auch der Fortschritt in der Technik brachte unvorhersehbare Schwierigkeiten mit sich, die erst verkraftet werden mussten. Viele Arbeitsplätze gingen so verloren. Manche Hütten stellten den Betrieb so nach und nach ein, wie auch die Paulushütte im Jahre 1810. Das schleichende Ende des einst blühenden Gewerbes war nicht aufzuhalten, die Abwanderung der Fachleute begannen.
Der Anfang der Wanderungsbewegung
Diese nahm plötzlich größere Formen an und konnte auch durch die noch geltenden Verbote, die allerdings wegen der veränderten Landesgrenzen nicht mehr durchzusetzen waren, nicht aufgehalten werden. Wer einmal die Landesgrenze überschritten hatte, war in Sicherheit, da der nicht mehr verfolgt werden konnte. Im Dekret vom 8. Mai 1751 hatte Kaiserin Maria Theresia die böhmische Glasindustrie unter ihren besonderen Schutz gestellt; die Statthalterei zu Prag war beauftragt, dem Gewerbe alle nur mögliche Unterstützung zukommen zu lassen.
Im Kaiserlich-Königlichen (K.u.K) Landesgubernium des Obersten Burggrafen des Königreichs Böhmens aus dem Jahr 1778 war im §15 angeordnet, dass die „Abwerbung und Auswanderung“ von Leuten, die des „Schmelzens und anderer Kunstgriffe“ und die „Weitergabe von Geheimnissen“ der Glaserzeugung verboten ist und unter Strafe gestellt (Kerker und Geldstrafen bis 100 Gulden wurden verhängt) war. Im § 8 dieses Reglements war verfügt, dass Personen, die das Glasmacher-Kunsthandwerk nicht erlernt hatten, keine Glashütte pachten oder erwerben durften. Im §16 wurden die Arbeitsverhältnisse, der Holzeinschlag und die Stilllegung der Brennöfen (vom 11. November, Martini – Ostern) angeordnet, was in anderen Regionen der Glasmacherei nicht üblich war. Für die Einhaltung der Vorschriften und die Bestrafung bei Übertretung war der K.u.K. Commercial Concensus im weit entfernten Prag zuständig. Das Auswanderungsverbot wurde in der österreichischen Monarchie erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, das Pachtverbot für Nichtfachleute mit der Verordnung Nr. 3476 der Statthalterei in Prag vom 28. Januar 1819 aufgehoben. Viel zu spät, wie sich zeigte.
Amerika, der Orient, die nordischen Länder, die Provinzen der österreichischen Monarchie, Polen, Lettland und Russland waren, wie die Wanderbücher beweisen, plötzlich das Ziel der Glasmacher, die auch überall gerne aufgenommen wurden. Auch der Wandertrieb der Glasmacher – der ihnen wohl im Blut lag – spielte dabei eine gewisse Rolle, denn sie mussten ja auch schon früher die Zelte abbrechen, wenn die Hütten geschlossen wurden. Das war das Los der Glasmacher. Die Glashüttenbaumeister waren immer die Ersten, die wechseln mussten, es war ein bekannter Vorgang. Aus Berichten früherer Zeiten war zu entnehmen, dass vor allem die Schweden geheime und offene Kontakte zu den Glasmachern Westböhmens pflegten, um diese abzuwerben. Bereits 1750 wurde von einem solchen Versuch berichtet. Ein Werber wurde zu Kerker verurteilt und mit einer Geldstrafe (100 Gulden!) belegt. Deshalb verließen die Abgeworbenen ihre Heimat Böhmen heimlich. Der Glasmacher Johann Georg Ascherl z.B. floh mit seinen Eltern, Geschwistern und anderen Arbeitern außer Landes und wurde steckbrieflich gesucht. Auch gegen den flüchtigen Glasmacher Martin Grötzinger und Georg Klein ließ die Statthalterei in Prag einen Steckbrief aushängen, welcher aber ohne Erfolg blieb.
Auf der Hütte Bromö, Schweden, waren um 1800 u.a. Vater und Sohn Wenzel Braun tätig (sie stammten aus Petlarn bei Tachau), der Senior starb dort 1828. Die Tochter Anna (Nanny) heiratete später Georg Gleissner, einen Sohn des Benedict Laurenz. Beide zogen später nach Finnland weiter. Im Jahre 1801 kamen Johann Hirsch, Josef und Lorenz Wickerl, 1806 Joseph Bicksleiter, Johannes Schrödel, Johann und Georg Stadler und Grogor Söhr (Sehr) aus der Tachauer Gegend nach Schweden (Schrödel sicher aus Schönwald). Man sieht, der Drang nach dem Land der „ewig singenden Wälder“ war sehr groß. Der Prager Commercialrat Rößler berichtete 1813 der Statthalterei, dass die Glasmacherei in Schweden „evident“ sei und von deutschen Fachleuten aus Westböhmen aufgebaut wurde.
Benedikt Laurenz‘ Weg in den hohen Norden
Warum Benedikt Laurenz, mit Frau und seiner großen Familie, in der alten Heimat seine letzte Arbeitsstelle – die Inselthaler Hütte – im Jahre 1802 verließ, läßt sich nicht mehr feststellen (die gelegentlich angegeben Jahreszahl 1801 kann nicht stimmen, weil der Sohn Franz Jakob am 18. Februar 1802 auf der Inselthalerhütte geboren wurde und nachweislich bei der Einwanderung in Norwegen dabei war). Sicher ist, dass Benedktus die bestehenden Verhältnisse in seiner Heimat richtig einschätzte und von Werbern besucht wurde. Man neigt jedoch zu der Annahme, dass er u.a. dem Ruf seines Sohnes Caspar folgte, der von Weckersdorf, Grafschaft Reuß (jetzt Thüringen), 1798 nach Gotenburg (Göteborg, Schweden) ging und dort im Jahre 1800 Greta Anna Leidel in der Gemeinde Marienberg ehelichte. Benedikt Laurenz selbst hatte auch gute Beziehungen nach Weckersdorf, was er möglicherweise als Reiseziel nannte, denn von dort war die Ausreise erlaubt.
Die Vorfahren von Vater Andreas
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Der Vater Johann Jakob war Glasmachermeister in Goldbach, Westböhmen, und war mit Katharina Fiedler verheiratet (Eheschließung am 1. Februar 1724). Näheres ist nicht bekannt.
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Der Großvater Jacob (II) wurde am 10. August 1679 in Hohentann, Amt Tirschenreuth, geboren und war mit Katharina aus Waldkirch verheiratet, gestorben am 29. Mai 1776.
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Der Urgroßvater Jacob (I) wurde ca. 1639 geboren und war mit Barbara Menzel aus Wildenau verheiratet (Eheschließung am 5. November 1669 in Hohentrann), gestorben am 16. Januar 1705.
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Der Ururgroßvater Nicolaus wurde ca. 1570 in Hohenthann geborgen und war mit Margaretha verheiratet, gestorben am 11. August 1661.
Alle stammten aus dem Grenzgebiet der damaligen „Oberen Pfalz“. Vater Andreas wurde dort geboren, hielt sich aber meistens im Grenzgebiet Westböhmens auf, wo er am 1. Mai 1797 in Langendörflas bei Tachau verstarb. Er war Glasmachermeister und Glashüttenbaumeister und besaß in Neukirchen, Amt Vohenstrauß, ein Haus, welches im Jahre 1965 noch stand. In Goldbach und Schönwald war er lange Jahre Hüttenmeister, er ehelichte am 16. November 1760 Catharina Franziska Müller, Tochter des Peter Laurenz Müller, gewesener kurfürstlicher Verwalter zu Waldheim (welches erst im Jahre 1774 durch einen Grenzvertrag zu Westböhmen kam). Mit den Söhnen Benedikt und Johann Caspar baute er die Hütte Weckersdorf (zwischen Greiz und Zeitz/Thüringen) auf. Dort war ab 1798 auch Michael Hirsch aus Schönwald ansässig.
Die Kinder vom Vater Andreas
- Benedikt Laurenz, geboren am 10. August 1761 in Gehenbach, Oberpfalz.
- Johann Caspar, geb. 17. November 1763 auf der Schönwalderhütte, kam 1802 mit Benedikt Laurenz nach Göjviks (Norwegen), 1810 nach Reijmyre (Schweden), 1811 nach Isi (Schweden), und ging 1810 nach Deutschland (wohin ist nicht bekannt). Böhmen war ihm wegen des noch geltenden Auswanderungsverbotes versperrt.
- Anna Maria, geboren 1. Februar 1766 auf der Goldbacherhütte, keine weiteren Angaben.
- Anna, geboren 17. November 1767 in Neulosimthal, keine weiteren Angaben.
- Maria Josepha, geboren 31. Juli 1770, keine weiteren Angaben.
- Martinus, geboren 11. Januar 1774, kam 1797 von Langendörflas nach Weckersdorf, Thüringen, wanderte 1802 mit Benedikt Laurenz nach Göviks (Norwegen) aus, war Glasfabrikant und zog nach Ostvien (Finnland) weiter.
- Margaretha, geboren 5. September 1776, weiteres nicht bekannt.
- Katharina, Geburtsdatum unbekannt.
- Andreas, Geburtsdatum unbekannt, war Lehrling auf der Paulushütte.
Ein Teil der Geschwister Bendediktus Laurenz‘ kam nach dem Norden, wo die Nachfahren leben und zur jetzigen Sippe gehören.
Die Familie des Benedikt Laurenz
Benedikt Laurenz wurde am 10. August 1761 in Gehenhammer, Amt Vohenstrauß/Opf., geboren und in Neukirchen – St. Christoph – getauft. Er war mit Maria Juliane Schrödel, Glasmacherstocher aus Schönwald verheiratet. Sie wurde ca. 1761 geboren, ihr Vater war der Glasmacher Heinrich Schrödel von der Schönwalderhütte. Kinder:
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Caspar, geboren ca. 1781 in Böhmen (Ort nicht bekannt). Er wanderte 1798 von Weckersdorf nach Gotenburg (Göteborg, Schweden) aus, zog 1802 nach Biri (Norwegen), 1810/1811 nach Reijmyre, Skönviks, Johannisholm (Schweden) und war mit Anna Greta Leidel verheiratet. Sie starb am 3. Mai 1835 in Skön, Västermoorland (Schweden). Gemeinsam hatten sie 5 Söhne und 2 Töchter, die in Schweden und Norwegen geboren wurden und alle dort lebten.
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Anna Maria, geboren am 13. März 1786 auf Schönwalderhütte, lebte später in Linhovda, Kronbergsland (Schweden) und war mit dem Glasmacher Jorgen Knudsen verheiratet.
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Franz Josef, geboren 29. Dezember 1789, war später Hüttenmeister und ging 1848 nach Haga (Schweden) und starb dort 1856. Er hatte 4 Kinder (3 Söhne, 1 Tochter).
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Anna Sophia, geboren 1790 in Böhmen, später auf der Glashütte Bromö (Schweden), verheiratet mit dem deutschen Glasmacher Ferdinand Stuhl.
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Georg, geboren 21. April 1791, später mit Nanny Braun verheiratet, beide zogen 1821 nach Finnland, wo sie starben.
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Maria Kunigunda, geboren 12. Juli 1792 in Langendörflas bei Tachau, war in Schweden mit dem Glasmacher Johann Adam Gillberg verheiratet.
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Johann Georg, geboren 8. März 1796 auf der Paulusbrunnerhütte Nr. 2, lebte ebenfalls in Schweden.
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Josef Benedikt, geboren 28. März 1797 auf der Paulusbrunnerhütte, lebte ebenfalls in Schweden.
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Ferdinand, geboren 23. Juli 1798, keine weiteren Angaben.
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Franz Jakob, geboren 12. Februar 1802 auf der Inselthalerhütte, lebte in Falum, Dalarma und in Johannisholm (Schweden) und später in Finnland, zuletzt im norwegischen Huddertan.
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Lorenz, geboren 1804 in Norwegen, lebte in Johannisholm, Haga bei Jongköpping, war Glasfabrikant, hatte 5 Kinder (2 Söhne, 3 Töchter), starb auf Grönvik (Finnland).
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Christina, geboren 1. Oktober 1807 in Norwegen, starb in Lenhold, Norköpping (Schweden).
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Franziska, geboren 1808 in Norwegen, keine weiteren Angaben.
Nachfahren von Caspar (Sohn Benedicts) in aufsteigender Linie zu Hulda Charlotte Gleissner
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Anders, geboren 29. März 1801 in Gotenburg (Göteborg, Schweden), gestorben 18. Oktober 1883 auf der schwedischen Glashütte Strömbäck.
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Johan Erik, geboren 26. Dezember 1833 auf der Glashütte Skönvik (Schweden), gestorben 30. August 1905 auf der Glashütte Stökeby (Schweden).
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Hulda Charlotta, geboren 25. Mai 1861 auf der Glashütte Strömbäck (Schweden), gestorben 17. Juni 1960 in Stockholm.
Sie wurde 99 Jahre und 23 Tage alt, war die Älteste der Gleissner in Schweden und mit Gustav Adalrik Björklund, Kaufmann, verheiratet. Er wurde am 21. Juni 1863 in Västeras (Schweden) geboren und starb am 29. August 1929 in Stockholm. Bei letzterem handelt es sich um die Eltern von Gustav Björklund, Dipl. Kaufmann und Direktor einer Exportfirma in Stockholm. Bis zu seinem Tode war er Präsident der Familienverbandes „Benedictus Gleissner“ in den nordischen Ländern. Er starb am 1. Mai 1976 in Stockholm.
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Heute lebt ein großer Teil der nordischen Gleissnersippe in aller Welt verstreut. Auch die Glasmacher in Schweden erlebten – 100 Jahre später als ihre Vorfahren in Westböhmen – einen Niedergang ihres Handwerks. Plötzlich waren die Glasbläser usw. nicht mehr gefragt. Die industrielle Erzeugung nahm ihnen den Arbeitsplatz weg, und sie mussten ihr Auskommen anderswo suchen. Viele sind nach den USA und Kanada ausgewandert, einige nach Argentinien und Brasilien. In Chicago, Detroit, an der Ostküste Amerikas und in der Provinz Ontario/Kanada sind sie anzutreffen, inzwischen Staatsbürger der Einwanderungsländer. Die in der Heimat Verbliebenen schlossen sich zu einem Familienverband zusammen, um ihre Verbundheit zu zeigen. In Drammen (Norwegen) wurde noch 1974 eine neue Ortsgruppe gebildet, in Vöxjö (Schweden) bestand eine solch schon lange. Hier kamen die Nachkommen öfters zu einem Familientreffen zusammen. So schließt sich der Kreis des Schicksals. Nach dem Tod von Gustav Björklund musste ein großer Teil der Unterlagen dem Staatsarchiv in Stockholm übergeben werden, da vorhergehende Abmachungen es verlangten. Man kann an diese Schriftstücke kaum herankommen und es ist schwierig, diese auszuwerten. Ehre den Menschen aus unserer Heimat in aller Welt.
In folgenden Glashütten nordischer Länder haben Gleißner gearbeitet:
Schweden: Alsterfors, Bergham, Björkö, Bommö, Bromö, Bostorp, Fjäl, Gadderas, Gullaskruv, Haga, Höganäs, Hudderdan, Johannisholm, Johanstop, Kosta, Kronofors, Kungsholm Östervik, Pukeborg, Rekijmyre, Sandö, Sandvik, Skönvik, Steninge, Strömbäck, Surte, Söderfälje (Näset), Sölje, Wenzelholm, Växjö und Yttertsfors.
Finnland: Berga, Ingris, Grönvik, Johannislund, Runna, Sandnäs.
Norwegen: Biri, Drammen Gjövik, Hurdal.
Glashütten im Bezirk Tachau, Kreisamt Pilsen (Westböhmischer Kreis um das Jahr 1800)
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Einöde auf den Kolm bei Schönwald, gegründet vor 1560, die Hütte lieferte im Jahr 1560 Fensterglas für die Stadtkirche in Tachau.
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Schönwalderhütte, gegründet um 1728, aufgelassen im Jahre 1880.
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Paulushütte (bei Paulusbrunn), gegründet um 1636, aufgelassen 1810. (Die Ortschaft kam im Jahre 1848 zur Gemeinde Thiergarten).
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Altfürstenhütte, gegründet um 1710, 1793 wurde eine neue Hütte gebaut, 1838 eingegangen.
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Draxelhütte, gegründet vor 1648, abgebrannt 1699, später wieder aufgebaut.
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Goldbach (auch Fuchshütte), gegründet vor 1736, neu aufgebaut 1825, hat 1894 den Betrieb eingestellt.
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Neufürstenhütte, gegründet 1743, stillgelegt um 1884, die Schleifwerke liefen bis zu Beginn des 2. Weltkrieges.
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Inselthal, gegründet von Anton Fuchs aus Fichtenbach, Opf., 1776 abgebrannt, nach 1820 stillgelegt.
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Neulosimthal (auch Neuhütte oder Rosenthal), gegründet 1764, abgebrannt 1784, Erstellung einer neuen Hütte 1868, 1894 nach Weiden (Opf.) verlegt.
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Waldheim, gegründet 1607 von Paul Schürer (die Schürer wurden später geadelt).
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Lohhäuser (auch Lochhäuser), unweit von Neuwindischgrätz, gegründet 1786, hier wurden gläserne Knöpfe und Glasperlen erzeugt. Der Betrieb wurde 1871 eingestellt.
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Josephstaler Spiegelglasschleifwerke (auch Altpocher genannt), gegründet um 1710, gehörte zur Gemeinde Böhmischdorf.
Abweichungen der Daten sind möglich, da die Quellen nicht immer übereinstimmen.
Nachrichtlich: Die Silberhütte jenseits der Grenze wurde 1893 aufgelassen.
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Einige Hütten erzeugten vornehmlich Fenster- und Spiegelglas, die meisten Hohlgläser, welche vor allem nach Nürnberg, Frankfurt/Main, Bamberg, Würzburg, nach Sachsen, innerhalb der österreichischen Monarchie und z.T. nach Frankreich geliefert wurden. Viele Hütten gehörten der Herrschaft in Tachau (Losi von Losimthal und Windisch-Grätz). Die Herrschaft verringerte den Personalbedarf bei nachlassender Nachfrage, und es gab dann viele Arbeitslose. Die Glashütten waren für die Waldgegend von großer Bedeutung, denn die arme Bevölkerung fand dadurch lohnende Arbeit und die Forstwirtschaft konnte Abfallholz und geringe Holzgattungen preiswert verkaufen. Nach einer am 17. Mai 1939 durchgeführten Zählung der nichtlandwirtschaftlichen Betriebe waren im Landkreis Tachau noch vier Betriebe mit 25 Beschäftigen vorhanden. Die Orte wurden leider nicht genannt.
Glashütte in Sorghof (Hoama) in der Bezirkshauptmannschaft Tachau
Was die Errichtung dieser Hütte anbelangt, ist sicher, dass diese im August 1876 in Betrieb genommen wurde. Die Kaufleute David Adler aus Tachau und Heinrich Kupfer aus Goldbach waren die Initiatoren und pachteten von der Herrschaft in Tachau die Hütte zu einem jährlichen Zins von 2000 Gulden für 12 Jahre. Das Gebäude der eigentlichen Hütte wurde neu errichtet und stand auf dem Platz hinter dem Turmgebäude beim späteren Kriegerdenkmal, während die Schleif- und Polieranlagen in den aufgelassenen Eisenhämmern untergebracht wurden. Die Veredelungswerkstätte wurde von vornherein für eine größere Leistung ausgelegt, und zwar für 12 Schleifstöcke und 80 Schleifgestelle. 1884 übernahm die Firma Kupfer und Glaser die Hütte. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ein Ofen mit 8 Hafen, 3 Temperöfen und 2 Strecköfen. Man verwendete damals schon eine Generatorenheizung der Fa. Siemens. Dabei wurde Kohle als Brennstoff benutzt. Der Einschlag von Holz war auf 2900 Klafter festgesetzt, eine größere Menge wurde nicht mehr benötigt. Unterhalb der Waldungen, in Richtung Aglaiental, stand der Hüttenpocher.
Im Jahre 1904 ging die Ära der Glasherstellung in Sorghof zu Ende. Der bachabwärts gelegene Pocher wurde 1906 abgerissen. Die modernen Glaswerke mit neuem Verfahren (Wannenbetrieb und Gußwalzarbeit) brachten den alten, gewerblich betriebenen Glashütten den Untergang. Nur ganz wenige Facharbeiter fanden noch Arbeit. In Holleischen bei Mies befand sich bereits zu dieser Zeit ein großes, modernes Werk. Bei jeder Hütte waren meist 6 eigentliche „Glasmacher“ beschäftigt. Jeder arbeitet an einem Loch des Ofens. Vier Strecker legten das Glas auf der Tafel zurecht. Vom Schmelzer und seiner Kunst hing die Güte des Glases ab. Zu einer Glashütte gehörten auch Gehilfen, Lehrlinge, Schürer und Holzträger, manchmal auch Hafenmacher.
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Die ältere Generation der Bewohner unserer Heimat erinnerte sich noch lange an die Hüttenleute und ihre oft eigenartigen Gewohnheiten sowie deren auffallendes Selbstbewusstsein, selbst einfache Glasbläser legten dies an den Tag. Sie fühlten sich als besondere Persönlichkeiten. Um 1800, bevor die angesprochene Krise kam, war dies noch viel ausgeprägter. Die Pächter und Meister der Hütten waren damals so etwas wie die Geldmenschen ihrer Zeit und trugen Degen und Allongeperücken, auch eine besondere Kleidung. Sie genossen am Sitze ihres Herrenhauses so mancherlei Vorrechte, wie Fischfang, Jagd auf Hasen und Vogelfang. Ihre Vorliebe galt u.a. dem Fangen und Halten von Kreuzschnäbel, dem Glasmachervogel. Sie waren in der Patrimonialzeit als eine „freie Person“ geführt, wie die Matriken aufweisen. Bekannt und begreiflich war ihr großer Durst, da sie bei großer Hitze an den Brennöfen arbeiten mussten. Nach der Schicht tranken sie ihre sogenannte „Streckermaß“. Die Hüttenmeister waren fast immer verpflichtet, herrschaftliches Bier auszuschenken, welches nicht immer das beste war und oft zu Beanstandungen führte. Um 1865 beklagte sich der Pächter der Goldbacherhütte in einem „Rekurs“ an die Herrschaft in Tachau, dass die Qualität des Kladrauer Bieres, das er laut Vertrag abnehmen musste, schlecht sei und die Glasmacher krank wurden und deshalb mit der Einstellung der Arbeit drohten.
Es gab auch einen Spottvers auf die Glasmacher, welcher lautete: „U die Glasmachaleit ho(b)n lustige Hea(r)n, U wenn’s holt ko(a)n Göld ho(b)m, so klimpan’s mi(t)n Scher(b)n“.
Der „Glashüttnmarsch“ stammt aus Böhmen, er wurde in einem Archiv in Wien gefunden und klingt sehr schön. Der Eingang ist lebhaft und wird im 2/4-Takt gespielt.
„Im Böhmerwald drinn, im Baierischen auch, / steigt hoch in der Luft der Glashüttenrauch, / die Schleifmühlen sausen dem Waldbach entlang, / der Pocher der poltert im langsamen Gang.
Wenn’s in der Nacht finster im Wald ist gar sehr, / da leuchtet von weitem der Glasofen her. / Die einsamen Wanderer, die grüßen von fern, / das Licht von der Hüttn, sie sehen’s ja gern.“ Der darauffolgende Jodler lautet: „Holari, holari, haldiri“. Beim Begleitakkord wird an die Gläser geklopft.
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Die Schleif- und Polierwerke fristeten noch etwa ein Jahrzehnt lang ihr Dasein. Im Aglaienthal, Thiergarten (Ascherlwerk), Ringelberg (Ruhberg und Neuhammer) und Galtenhof Nr. 66 (Schindelsäge) gab es solche Betriebe. Auch eine Spiegelschleife war am „Irlweiher“ im Hause Nr. 1 (Mühle) untergebracht. Am Neuhammer in Ringelberg (Luy, an der Grenze zu Galtenhof) war ein Gipsofen vorhanden, der Poliermittel herstellte und an die anderen Werkstätten lieferte, dieser Ofen wurde später aufgelassen. Anstelle der meisten Schleif- und Polierwerke traten später Holzverarbeitungsbetriebe. Im Pocher von Sorghof richtete Johann Gruber im Jahre 1912 eine Werkstätte ein und im Nebengebäude des Turmes (Sorghof) eröffneten Anton und Wilhelm Fleißner eine solche für die Holzformerzeugung.
Man ging von der ausschließlichen Holzerzeugung später auf Belegarbeiten über, z.B. Permutt (zum Teil mit Metall und Holz verbunden). Spangen, Schließen, Broschen, Halsketten, Schalringe, Schreibwerkzeuge, Manikürzeug, Puderdosen, Schmuckkassetten, Uhren, Kreuze und vieles mehr wurde erzeugt. 1929 kamen Kunstharze (Pristall usw.) und Galalith als Werkstoff dazu, Knöpfe aus Holz wurden oftmals bemalt. Der ausbrechende 2. Weltkrieg hat eine Weiterentwicklung verhindert, die Vertreibung unserer Landsleute aus der angestammten Heimat hat den Schlußstrich unter das Kapitel der heimatlichen Industrie gezogen.
Herkunft des Namens
Der Name Gleißner, Gleissner, Gleisner ist oberdeutsch, Gleixner ist bairisch. Er kommt von den mittelhochdeutschen Begriffen „glichsener“, „zugelichsen“, was bedeutet, sich zu verstellen, eigentlich „es jemandem gleichtun“. Heinrich der Glichsere“nannte sich einst der elsässische Verfasser der mittelhochdeutschen Satire vom heuchlerischen „Fuchs Reinhart“ um das Jahr 1175.
Ohne Zweifel stammen die meisten Gleissner aus dem Donaubecken, in der alten „Oberen“ Pfalz sind sie am stärksten vertreten, so z.B. in den Landkreisen Tirschenreuth, Neustadt/Waldnaab, Schwandorf, Furth im Wald und in der Stadt Weiden/Opf. Auch im Bayerischen Wald und im Mühlviertel gibt es viele Namensträger.
Der Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg verlieh bereits im Jahre 1583 an Gregorius Gleissner senior ein Wappen mit Wappenbrief. Die Originale sind im Heimatmuseum in Regensburg zu sehen. Gregorius kam später nach Regensburg und hatte die Gastwirtschaft ‚“Der Rote Hahn“ im Besitz. Sein Sohn gleichen Namens war Richter in der Stadt Kürn bei Regensburg und später Verwalter auf der Glashütte „Silberhütte“ ob Floss/Opf., an der Grenze zu „Behaim“ (Böhmen).
In der Stadt Iglau (Mähren) wurde der Name der „Gleixner“ bereits 1373 erwähnt. Um 1622 gab es einen bekannten Zinngießer Lukas Gleixner, der eine sehr schöne Zinnschale gegossen hat, die bis zum 2. Weltkrieg im Kunstgewerbemuseum in Dresden zu sehen war. Im Jahre 1637 erhielt Lukas Norbert Gleixner der Rosenbaumern, Rat der Stadt Iglau, einen bürgerlichen Wappenbrief und wurde 1665 geadelt. Ein Schmiedegeselle Thomas Gleissner kam 1648 vor Gericht, weil er verbotener weise Granaten für die Schweden hergestellt hatte. Eine Musterungsliste der Pfalz in Neuburg, Donau (Nordgau) führte im Jahr 1623 die Brüder Mathias und Leonhard Gleissner als zu assistierende Burschen auf. Beide waren Hausbesitzer zu Laaber/Opf.
Einige bekannte Namensträger
Am 6. April 1761 wurde in Neustadt/Waldnaab der Komponist Franz Gleissner geboren. Er komponierte Kirchenmusik, Sinfonien, Lieder, Oratorien, Bühnenwerke, Kammermusik und Märsche und erfand den lithographischen Notendruck.
Der Landeshauptmann von Oberösterreich (Ministerpräsident) und Präsidentschaftskandidat der österr. Volkspartei (ÖVP) war wohl einer der bekanntesten Träger des Namens der neueren Zeit. Seine Vorfahren stammen aus Oberfranken (der Gegend von Coburg) und waren Leinenweber, als sie wegzogen und sich im Donauraum (Linz) niederließen. Er war dekorierter Offizier im 1. Weltkrieg an der Italienfront, ist aber inzwischen verstorben.
Dr. Franz Gleißner, MdB (CSU), war Stimmkreisinhaber in den Landkreisen Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach von 1953-1972, 15 Jahre Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages. Der Diplomlandwirt war auch Vorsitzender der Hofoldinger Forst-Schutzgemeinschaft und ist am Bogenhausener Friedhof in München begraben.
Gleißner, Gleissner als Hüttenmeister
1620 ein Wolfgang auf der Glashütte in Kaltenbrunn bei Oberplan, Böhmerwald.
1783 ein Johann Georg auf der Silberhütte, Opf.
1780 ein Andreas auf der alten Regenhütte (bald aufgelassen).
1816 ein Johann, Obergeselle in Schönwald.
1853 ein Ferdinand in Schönwald.
1894 ein Ludwig Karl in Settenz bei Teplitz Schönau.
1965 ein Ludwig in Furth im Wald.
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In unserer näheren Umgebung des Kreises Tachau waren Gleissner ansässig in Galtenhof, Paulusbrunn, Thiergarten, Paulushütte, Albersdorf, Mauthdorf, Schönwald, Inselthal, Neulosimthal, Waldheim, Tachau und anderen Orten der näheren Umgebung. Ob es sich dabei um Verwandte der Auswanderer nach dem Norden handelt, konnte nicht festgestellt werden. Dies wird eine Aufgabe in der Zukunft sein. Auch in der heutigen CR gibt es noch Namensträger, z.B. in Jungbunzlau (Mlada Boleslav) und Kriz im Kreis Rokyzan.
Schlussbemerkung
Mit dieser Abhandlung wurde der Versuch unternommen, das Schicksal eines Berufsstandes unserer Heimat durch mehrere Jahrhunderte hindurch aufzuzeigen. Man kann daraus ersehen, dass unsere Heimat schon früher von gravierenden wirtschaftlichen und politischen Veränderungen betroffen war. Unsere Heimat im westböhmischen Grenzland – eine geschichtsträchtige Region – blieb von all den großen geschichtlichen Vorgängen nicht verschont. Insbesondere die handwerklich geprägte Berufsgruppe der Glasmacher stand immer wieder unvermittelt vor Existenzsorgen und musste um ihre Zukunft bangen.
Viele haben unsere Heimat verlassen, aber das Heimweh zog mit ihnen in die Welt. Andreas Hartauer, der Glasmacher, spricht in seinem Böhmerwaldlied das schwere Los, das besonders die Auswanderer traf, an. Eine lückenlose Aufarbeitung des umfangreichen Stoffes war nicht möglich und ist auch nicht gewollt. Einige Archive sind leider nicht mehr zugänglich bzw. schwer zu erreichen.
Es ist m.E. Die Aufgabe der noch lebenden Vertriebenengeneration, unseren Nachfahren aufzuzeigen, dass die Deutschen in Böhmen einen respektablen Beitrag zum Aufbau und der Geltung Böhmens beitrugen, bevor sie des Landes verwiesen wurden. Dem selbsternannten „Staatsvolk“ der heutigen Republik war es vorbehalten, die letzten verbliebenen Zeugen des einst blühenden Glasmacherhandwerks auszulöschen (in Sorghof durch Überflutung, anderswo durch totale Zerstörung). Nichts sollte auf die Aufbauarbeit der deutschen Bewohner Böhmens mehr hinweisen. Aber Böhmen ist nicht „Cechy“ = tschechisch, wie die jetzigen Bewohner aus ihrer Sprache abzuleiten versuchen. Die auffallend große Anzahl von Namensträgern deutschen Ursprungs müsste ihnen eigentlich zu denken geben. Deutsche und Juden haben einen großen Anteil an der Geschichte dieses mitteleuropäischen Landes.
Auch wir sind Kinder Böhmens und man kann Tatsachen nicht durch Verschweigen, Verfälschen und Geschichtsklitterungen wegwischen. Die Geschichte lebt von der Wahrheit, die Zukunft von der Bereitschaft, aus ihr zu lernen. Wer da meint, sich diesem schmerzlichen Prozess durch Verschweigen oder falsche Darstellungen entziehen zu können, wird am Ende feststellen, dass dies vielleicht der bequemere, aber sicherlich der falsche Weg war.
Quellen: Professor Hanns Jäger-Sunstenau, Genealoge, Wien, Josef Wopper, Genealoge, Weiden, Opf., Gustav Björklund, Dipl. Kaufmann und Direktor, Stockholm, Bedrich Stiess, Kreisinstitut für Heimatforschung, Pilsen.