Zur Geschichte unserer Heimat

Innig bleibt mit Habsburgs Krone –bis zu    „Kde dmov muy“ (Wo ist mein Heim…)

Zwei Staatshymnen in den Kronländern Böhmen, Mähren und österr. Schlesien.

Bericht von. F. Rensieg

Vorbemerkungen

Wer sich die Mühe macht, die Geschichte der letzten beiden Jahrhunderte zu betrachten, wird feststellen, daß das Jahr 1 9 3 8 nicht die einzige Ursache war, um das Zusammenleben der Deutschen und Tschechen so abrupt zu beenden. Vielmehr liegen die Wurzeln der Vertreibung viel weiter zurück, als bestimmte Zeitgenossen uns dies aus wohlweislichen Gründen einreden wollen. Jene sind von der deutschen Krankheit befallen, das Völkerrecht auch dann zu ignorieren, wenn es die eigene Position stützt. In einigen Medien hält man es offensichtlich für ein Zeichen der Liberalität (was man darunter schon alles verstanden hat), wenn sie ihr Bild und den Ton für absurde Unwahrheiten zur Verfügung stellen. Wenn die Vergangenheitsbewältiger glauben, daß es heutzutage bessere Menschen als früher gibt, dann irren sie sich gewaltig (siehe die Balkankrise). Diese Manie erweckt im Ausland Kopfschütteln und Skepsis an der Glaubwürdigkeit und auch an Ehrlichkeit der Deutschen. In den USA, Großbritannien oder Frankreich gibt es keine derartigen Bemühungen (sie würden im Keime erstickt), die eigene imperiale Vergangenheit dermaßen darzustellen. Unter den Teppich gekehrter Dreck, hört nicht auf, Dreck zu sein. Wer der Wahrheit nicht ins Auge schaut, sie nicht einmal beim Namen nennt, steigert die Gefahr, das sich das Geschehene wiederholt. Schon Bismarck hat im Jahre 1863 im Preußischem Landtag moniert: „Die Neigung der Deutschen, sich für fremde Nationalitäten und nationale Bestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn dieselben nur auf Kosten des eigenen Vaterlandes verwirklicht werden könne, ist eine politische Krankheit, deren geographische Verbreitung sich leider nur auf die Deutschen erstreckt.“ Es fällt in letzter Zeit immer wieder auf, man müßte nur so tun, die Vertreibung so lange zu rechtfertigen, bis diese Rechtens angesehen wird. Diese Absurdität hat Methode. Man relativiert jene Begriffe und stellt dann diese in ihrem Wert in Frage. Unzählige Politiker, viele meinungsmachende Helfer und weite Teile der Medien, sind für die Ausbreitung dieser Ansicht, und die daraus resultierende Haltung und Einstellung, verantwortlich. Sie haben sie gefördert oder sind ihr nicht genügend entgegengetreten. Die Desinformationsabteilungen verschiedener Länder lassen grüßen!

Mehr oder weniger haben die Tschechen uns Deutsche aus unterschiedlichen immer gehaßt. Dies wird durch nachfolgende Hinweise erhärtet, welche wegen ihrer Fülle nicht vollzählig aufgeführt werden können.

  1. Herzog Spytignev, der Sohn von Herzog Bracislaus, hat um das Jahr 1000, einen Tag nach seiner Thronerhebung, einen Befehl erlassen, der besagt, daß alle Deutschen in 3Tagen des Land verlassen müssen. Nachdem er an die Regierung kam, bereitete er ihnen seltsamen und denkwürdigen Tage:“ Dann er allen Teutschen , Alt und Jung,den Einheimischen und Fremden, alsbald auferleget und geboten, daß sie sich innerhalb dreyer Tagen, alle miteinander aus dem Land machen sollten, und also kurtzum die im Land nicht geborn, in andere Länder ziehen mußten…“ Ja er hat auch seiner leiblichen Mutter mit Namen Judith, welche ihn zur Welt gebracht, und der Pfalzgrafen Ottonis bey Rhein, von den oben gemeldete Tochter gewesen, dessen nicht überhoben. So die alten Aufzeichnungen. In etwas leichterer lesbaren Form findet man diesen Vorgang auch in der Chronik von Böhmen des 1185 gestorbenen Cosmas , hier zitiert nach einer Ausgabe, die 1985 gedruckt wurde. „Am Tage der Thronerhebung vollbrachte er etwas Großes und Wunderbares, was ihn für alle Zeiten merkwürdig machte. Denn er befahl, daß alle Deutschen, ob reich oder arm oder Pilger, alle insgesamt innerhalb dreier Tage aus Böhmen vertrieben werden sollten; selbst seine Mutter, Judith die Tochter Ottos, durfte nicht bleiben“ (Anmerkung: Indessen ist es durch Urkunden und alte Zeugnisse erwiesen, daß Deutsche jeden Standes in Böhmen lebten). Ebenso vertrieb er auch die Äbtissin von Sanct Georgen, die Tochter des Bruno (aus dem Hause Querfurt), weil sie ihn früher einmal durch spöttische Reden beleidigt hatte.

  2. Die gereimte Dalimil Chronik aus dem späten 13. und frühem 14. Jh, welche in der Tat harsche Worte an die deutsche Adresse enthält, hat die Tschechen einmal mehr als geborene Deutschenfeinde qualifiziert. Sogar die Academia Praha stellte 1988 fest, dass eine extrem patriotische, nationalistische Haltung (Chauvenismus) – die sich nur gegen die Deutschen richtete – nachweisbar ist (R. Stastny nach F. Smahel, D. Trestik, J. Danhelka, Z. Uhlir u.a.).

  3. 1409 wurden die deutschen Studenten von der reichseinheitlichen Karlsuniverssität aus Prag vertrieben, was zur Neugründung der Leipziger Uni führte.

  4. Die Hussitten Prags riefen und schrieben im Jahre 1429 „Proti vsen Nencum“ – gegenalle Deutschen – (eine Parallele zum 05.Mai 1945), verjagten fast alle Deutschen aus der Stadt und töteten überall, vor allem in deutschen Ländern. Ihr Anführer Jan Hus war ein glühender tschechischer Nationalist, mit furchtbarem Haß auf alle Deutschen in Böhmen, wobei sicher auch der Reichtum der Deutschen zum großen Neid führte. Es ging ihm absolut nicht so sehr um die Reformierung der Kirche, sonst hätte er z.B. auch mit dem deutschen Magister Jakobellus von Mies zusammengearbeitet. Nein, er lehnte jede Zusammenarbeit mit den deutschen Magistern der Karls – Universität ab. Er wirkte vehement an der Tschechisierung der Deutschen Karls – Universität mit. Mit Dekret vom 18. Januar wurde er zum Rektor bestellt.

  5. Der religiös geprägte Aufstand im Jahre 1618 war angeblich gegen die katholische Habsburger gerichtet; doch die früh nationalen Ressentiments galten nach tschechischer Lesart auch gegen alle Deutschen im Heiligen römischen Reich Deutscher Nation.

  6. Die bekannte und berüchtigte tschechische Schriftstellerin Bozena Nemcova (sie hatte eine deutsche Mutter) schrieb im Jahre 1850: „Ich glaube nicht, daß sich die tschechisch deutsche Frage friedlich lösen wird.“ Dir Tschechen sollen eine ordentliche Revolution gegen die Deutschen machen und sie über die Grenzen treiben, wohin sie ohnehin gehören.

Das sind einige Hinweise auf wichtigsten Vorkommnisse in der mehrhundert – jährigen Geschichte beider Völker.

 

100 Jahre Geschichte des übersteigerten tschechischen Nationalismus in den Kronländern Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien

Einleitung

Im Jahre 1526 wurde Ferdinand von Österreich aus dem Hause Habsburg zum König von Böhmen gewählt. Bis zur Gründung der Tschecho – Slowakei (so wurde sie ursprünglich geschrieben), war Böhmen mit dem Throne Habsburgs verbunden. Am 02. Juni 1806 legte Kaiser Franz II unter dem Eindruck der französischen Revolution die römisch – deutsche Kaiserkrone nieder. Das Band, welches dem Kaiser an die Bürger des Deutschen Reiches knüpfte, und damit die obrigkeitliche Bindung, war damit zerschnitten. Beide Ereignisse waren wichtige Abschnitte in der Geschichte der Kronländer, besonders des Landes Böhmen.

U.a. hat die damalige sogenannte Aufklärung mit ihren Ideen vielen Völkern – vor allem den Tschechen – Auftrieb für den Begriff eines Volkes, verbunden mit der Sprache, gegeben. Auch die Romantik unter Herder (sein bekanntes Slawenkapitel), Schlötzer und Grimm haben das Selbstbewußtsein aller Slawen wachgerufen, welches besonders bei den Tschechen eine „Slawisierungswelle“ auslöste. Ihre Philosophie, mit ihren Lehren von der Achtung des Volkstums kleiner Völker und deren Bereitwilligkeit, ihnen in einem weitgehenden Maße zu helfen, grenzte bereits vor der Jahrhundertwende an eine „Slawonomie“! Es ist ein Kuriosum sondergleichen, daß sich die von den Deutschen geweckten Kräfte des Slawentums – namentlich die Tschechen – vornehmlich und besonders nachhaltig gegen ihre Wohltäter, nämlich die Deutschen, wandten. In Gelasmus Dobner, Josef Dombrowsky, Franz Martin Pelzel, später Josef Jungmann, Ladislaus Celokowsky, und Pavel Safarik erwuchs aus der intensiven wissenschaftlicher Beschäftigung die besondere Liebe mit der tschechischen Geschichte und Sprache. Nun wird chronologische auf den Werdegang der Slawisierungswelle in dem böhmisch, mährischen Raum im 19. Jahrhundert hingewiesen:

1818

Mit der Gründung des „Vaterländischen Nationalmuseums“ in Prag beginnt die tschechische Nationalisierungs – Welle. Dieses Ereignis führt zu einem enormen Anschub des tschechischen Chauvenismusses. Die Tschechen fingen an, sich als selbständige Nation zu fühlen, als Eigner Böhmens. Dabei spielte die von Hanke gefälschte „Königshofer Handschrift“ und die 1818 folgende, ebenfalls gefälschte „Grünberger Handschrift“ eine entscheidende Rolle. Der Tschechen – Führer Frantisek Palaky nahm diese zum Anlaß, daß tschechische Nationalgefühl aufzustacheln, was eine Hochflut von Emotionen hervorrief. Vom tschechischen Adel unterstützt, gibt sich plötzlich eine Welle zu erkennen, die zu beachten gewesen wäre. Diese macht sich lautstark bemerkbar, auch im Wiener Parlament.

1843

Frantisek Zoul verfaßt einen Entwurf, in welcher die Zerstörung Österreichs und der Türkei (Osmanischen Reich) gefordert wurde. Diese Forderung fand naturgemäß am Balkan großen Beifall. Die Deutschen in Böhmen fühlten sich zunächst noch unbehelligt, weil sie sich innerhalb des österreichischen Zentralverbandes befanden und ihre kulturrelle Entwicklung vor allem vor dort gefördert wurde. Man vertraute auf das Band mit dem Kaiserhaus. Politisch betrachtet, stellten sich erstmals dunkle Wolken ein.

1848

Vom fünfziger Ausschuß der Frankfurter Nationalversammlung ergingen Einladungen an Deutsche und Tschechen in den Kronländern (Königreich Böhmen, Herzogtum österreichisch

Schlesien und Markgrafentum Mähren), an der Gründung eines Deutschen Bundes teilzunehmen. Unter der Führung von F. Palaky lehnten die Tschechen diese Einladung ab und benutzte gerade diese dazu, einen Trennungsstrich zwischen den beiden Völkern herbeizuführen. Sie gaben sich plötzlich kaisertreu. P. sagte dazu: „ Wir Tschechen sind vor den Deutschen und Österreichern da gewesen, wir werden es auch nachher sein.“ Vielmehr beriefen sie den „Allslawischen Kongreß „ nach Prag ein, an den fast alle slawischen Völker teilnahmen. Es tauchten Parolen auf: „Cechy Cechum“ = Böhmen den Tschechen oder „Nemci a Zide“ = Deutsche und Juden raus. Eine Parallele zu 1945/46. Auch die Juden mußten nach dem 2. Weltkrieg so nach und nach die CSR verlassen, was man wohlweislich heute bei uns verschweigt. Damals wurde beschlossen und für rechtens erklärt (wie 1945/46), die Deutschen über die Grenze zu treiben. Das ganze Land sollte von volksfremden Elementen gereinigt werden. Der bekannte tschechische Journalist Karl Hawlicek bestritt in einen viel beachteten Artikel das Lebensrecht der Deutschen sowie das Anrecht dieser auf eine eigenständige, politische Entwicklung auf böhmischen Boden (welche später angestrebt und auch verwirklicht wurde). Die Ausschreitungen gegen den Staat und die Deutschen in Prag verliefen schon damals sehr blutig, welchen die deutschböhmischen Abgeordneten in der Frankfurter Paulskirche Berger und Schilling veranlaßten, einen offiziellen Antrag einzureichen, um Maßnahmen gegen die Unterdrückung der Deutschen Bevölkerung im Böhmen zu ergreifen. Der Antrag lautete:

„Die Bundesversammlung ist sogleich aufzufordern, zum Schutze der deutschen Bewohner in Böhmen den Einmarsch bairischer und sächsischer Bundestruppen zu verfügen.“

Man sieht, es war ein dramatischer Aufruf, welche der herrschenden Lage entsprach. Man erkennt darin die beunruhigende Lage im damaligen Böhmen (Mähren und Schlesien waren davon nicht involviert). Es wurden mehrere Aufrufe gegen die Deutschen angezettelt und erst gegen Ende 1848 wurde der sogenannte Pfingstaufstand vom Befehlshaber der Truppen in Böhmen, Fürst Alfred I von Windisch – Grätz (Grundherr zu Tachau) in Prag mit Waffengewalt niedergeschlagen. Seine Gattin Eleonore, geb. Fürstin von Schwarzenberg, kam dabei ums Leben, sein ältester Sohn Alfred II wurde schwer verwundet.

Am Kongreß in Frankfurt /Main nahmen 59 deutsche Delegierte aus den Kronländern teil, davon 6 aus dem Egerland. Dies waren: Anton Raßl , Mies, Franz Gerstner, Plan, Josef Rank, Bischofteinitz, Dr. Heinrich Neugebauer, Luditz, Ignatz Sieber, Ellbogen und Josef Leberl, Ronsperg. Wie sich herausstellte, war die Nationalversammlung zu Ffm aus uns bekannten Gründen nicht in der Lage, zu handeln und es wurde eine große Chance vertan, alle Deutschen in einen Land zu vereinigen. Die Tschechen traten nunmehr sogar als Retter der Habsburger auf. Die sogenannte kleindeutsche Lösung, ein Bund unter Führung von Preußen, brachte nach 1866 den Ausschluß Österreichs (damit auch Böhmens) aus dem Deutschen Bund zuwege. Das Bekenntnis der Deutschböhmen zu Deutschland seinerzeit wird heutzutage absichtlich verschwiegen, denn sonst könnte man den Anschluß von 1938 nicht im Sinne der Geschichts – Klittung falsch begründen. Es ist eine bekannte Tatsache, welche manche Historiker nicht erwähnen wollen und ein großer Teil unserer Politiker absichtlich verschweigen.

Auch das in der Zwischenzeit gegründete tschechische Genossenschaftswesen und der Kleinkreditverband hatte eine gewollt, nationale Tendenz aufzuweisen. Mit Hilfe des nationalen Schulwesens wurde man in politischer, wirtschaftlicher und letztendlich auch in sozialer Hinsicht tätig. Man versuchte damit, Böhmen so nach und nach für sich zu vereinnahmen. Die Kleinarbeit der Genossenschaft (nach Raiffeisen organisiert), war gut und tief gestaffelt und die nationalen Vereine der Tschechen haben enorm viel zur Aktivierung der Massen beigetragen. Lehrer und Geistliche gingen in rein deutsche Gebiete, um zu „missionieren.“ Vom tschechischen Adel bewußt gefördert, siedelte die aufkommende Großindustrie (Pilsen, Kladno, Ostrau – Karwin und Prag) sich nur im tschechischem Gebiet an. Man wollte die im Deutsch – sprechenden Gebiet ansässige Kleinindustrie damit nachhaltig ausschalten (Pilsen war um das Jahr 1900 noch mehrheitlich deutsch). Die angeworbenen Arbeiter für die Großindustrie waren durchwegs nur Tschechen; vor allem dort setzte die „Entgermanisierung“ – wie sie es nannten – kontinuierlich ein.

1863

Die Tschechen Tyrs und Fügner – beide deutscher Abstammung – gründeten nach dem Vorbild der deutschen Turner die paramilitärische Vereinigung „Sokol“. Diese ebenfalls vom tschechischen Adel geförderte Bewegung spielte fürderhin in fast allen Fällen im Nationenkampf eine besondere Rolle (1938 hatte dieser „Kampfverband“ etwa 800.000 Mitglieder). Unter den Kommunisten war der Verband verboten. Die Neugründung erfolgte erst vor kurzer Zeit.

1866

Die Kronländer mit Österreich waren bis dato noch im Deutschen Bund. Seit 1024 nahm der König von Böhmen an der Wahl der deutschen Kaiser teil. Der Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich, der am 03. Juli 1866 in der Schlacht von Königsgrätz zu ungunsten Österreichs entschieden wurde, war der Anlaß dazu, daß die Kronländer aus diesem Bund ausscheiden mußten. Die Politik Bismarcks kam somit vor allem den Tschechen zu gute; das Deutschtum in Österreich wurde durch seine Maßnahmen wesentlich geschwächt (erstmals jedoch durch die Abtrennung des größten Teiles von Schlesien an Preußen), nach dem Schlesischen Krieg). Nunmehr konnten die anderen Völker der österreichischen Monarchie größeren, politischen Einfluß geltend machen, was sie auch sogleich taten.

Österreich – (Ungarn) war sicherlich in mancherlei Hinsicht kein Idealfall für einen Staat; es gehörte modernisiert, aber in der nun folgenden Verfassung von 1867 (Artikel XIX) bekamen alle Volksteile die volle Gleichberechtigung, was in anderen Staaten Europas keinesfalls überall der Fall war.

1867

Der sogenannte Ausgleich mit Ungarn kam nach langwierigen Verhandlungen zustande. Von da an spricht man von der Doppelmonarchie Österreich – Ungarn.

1868

Die tschechischen Landesvertreter fordern nunmehr eine gleichartige Lösung für das Kronland Böhmen. Zudem verlangten sie auch die Abgrenzung des tschechischen Siedlungsraumes von den deutsch besiedelten Gebieten, aber unter tschechischer Hoheit! Die Pläne der deutschen Abgeordneten, welche einen Ausgleich vorsahen, wurden rundweg abgelehnt, weil ja bewußt eine tschechische Führerschaft angestrebt wurde.

1869

Die Technische Hochschule zu Prag wurde zweigeteilt (Deutsch und Tschechisch).

1870

Die tschechischen Abgeordneten im Prager Landtag geben eine Sympathie – Eklärung für Frankreich ab. Sie war offen gegen das Deutsche Reich gerichtet. Der Krieg zwischen Frankreich und Preußen stand bevor.

1876

Frantisek Palaky stirbt. Die sogenannte Jungtschechen übernehmen als fanatische Parteigänger des Slawentums nunmehr die Führung im Reichsrat in Wien und schlagen sofort radikalere Töne an. Ein Ausgleich wurde von sofort an nicht mehr gewünscht.

1880

Im ganzen Land gibt es große Protestversammlungen wegen der angekündigte Sprachen – Verordnung für Böhmen. Im deutschen Gebiet erkennt man erst jetzt die Sprengkraft dieser Anordnung . Das Vertrauen gegenüber dem Reichsrat in Wien wurde nachhaltig gestört, weil man dort gegenüber den Tschechen zu nachsichtig war.

1881

Thomas Masaryk (der spätere 1. Präsident der CSR) wird von den Jungtschechen in den Reichsrat zu Wien gewählt und damit beginnt der Endkampf der aktiven tschechischen Nationalisten.

1882

Die Karls – Universität wird zweigeteilt; das Wahlrecht der Uni wird geändert. Es kam zur Aufwertung der national – tschechischen Gruppen.

1883

Nach der Wahlrechtsänderung für den böhmischen Landtag erringen die Tschechen die Mehrheit in diesem Plenum. Sie nehmen ihre Chancen sogleich wahr und für die Deutschen in Böhmen nimmt das ungewisse Schicksal seinen Lauf (nicht erst 1918)!

1884

Erst jetzt beginnen sich die Deutschen zu organisieren. Sie gründen einen deutschen Schutzverband zur Erhaltung ihrer Schulen und zur Pflege des deutschen Volksbewußtseins. Auch der „Deutsche Böhmerwaldbund“ wird von Josef Taschek ins Leben gerufen.

1890

Am 24. September wird die Österreichische Sozialdemokratische Partei von Viktor Adler in Brünn (Mähren) gegründet. Der spätere Vorsitzende dieser Partei in Deutsch – Böhmen, Josef Seliger, hält dort ein bedeutendes Referat, in welchem er ein dezentes Selbstbestimmungsrecht der Völker in der k. und k. Monarchie forderte. Er schlug vor, die Monarchie in einen Nationalitäten – Bundesstaat umzuwandeln. Er sah die kommenden unguten Auseinandersetzungen der unterschiedlichen Völkerschaften in der Monarchie voraus. Wäre sein Vorschlag verwirklicht worden, hätte sich das 20. Jahrhundert in Mitteleuropa etwas anders gestaltet. Anstelle der Kronländer sollten national abgegrenzte Selbstverwaltungskörper gebildet werden, deren Gesetzgebung und Verwaltung auf Grund des allgemeinen, gleichen und gerechten Wahlrechts gewählten Nationalstaaten – Kkammern arbeiten sollten. Sämtliche Selbstverwaltungsgebiete einer und derselben Nation sollten zu einem national – einheitlichen Verband zusammengeschlossen werden, der seine Angelegenheiten völlig autonom besorgen könnte. Es hieß, daß durch ein eigenes, vom Reichsparlament zu beschließendes Gesetz, dies zu gewährleisten hat und daß es keine bevorzugte Staatssprache geben dürfe. Inwieweit eine Vermittlungssprache nötig ist, sollte das Reichsparlament in Wien bestimmen. Gerade prophetisch mutete der Schlußsatz des Programms an, der da lautet: „Österreich wird sein ein Bund freier Völker, oder es wird nicht sein!“ Was sich später bewahrheitete.

Der angestrebte Ausgleich wird von den Jungtschechen angelehnt und damit wurde die letzte Chance im Zusammenleben zweier Völker vertan. In Mähren gelang dieser angestrebte Ausgleich etwas später. Bei Graf Kasimir Badeni, ein polnischer Großgrundbesitzer, nunmehr Ministerpräsident, setzten die Jungtschechen im Verein mit anderen Nichtdeutschen eine Sprachen – Verordnung durch, welche in Böhmen – auch in rein deutschen Gebieten , wie das Egerland, eine Amtsführung in zwei Sprachen verlangte. Nunmehr kommt es zu großen Unruhen in den deutschen Gebieten. Überall finden Protestkundgebungen statt. Von besonderer Bedeutung war, daß schon damals in Böhmen die „Tschechische Nationalsozialistische Partei“ gegründet wurde, die sogleich die Angriffe gegen das Deutschtum führten. Auch Edvard Benes gehörte dieser (bis zur Auflösung durch die Kommunisten im Jahre 1948 ) bis zu seinem Tode an. In Deutschland wurde diese Partei als NSDAP erst im Jahre 1919 gegründet; ihre Programme glichen sich inhaltlich genau an. Die Tatsache, daß Benes ein Nationalsozialist war (im heutigen Sprachgebrauch „Nazi“ genannt), ist hierzulande kaum bekannt und wird geflissentlich verschwiegen. Diese gab es ja nur in Deutschland, möchte man meinen. Die Tschechischen Nationalsozialisten sind im jetzigen Parlament wieder vertreten. Die Abgeordnete Marie Machata macht sich provokatorisch gegenüber den anderen – auch gegen alles Deutsche – lautstark bemerkbar. Schreiben oder berichteten darüber deutsches Medien? Nein!

1892

Am 01. Juli wird in der Monarchie die Kronenwährung eingeführt. Bis dato gab es Gulden und Kreuzer (sie gereichte vor allem zum Nachteil der kleinbürgerlichen Deutschen).

1893

Am 18. November wird Fürst Alfred III von Windisch – Grätz, ein Enkel des Feldmarschalls Alfred I, der den Aufstand von 1848 in Prag, Wien und Budapest niederschlug, zum Ministerpräsidenten der k. u. k. Monarchie gewählt. Er war bekanntlich in Tachau, Westböhmen ansässig. Er gründete mit Plenner, Jaworski, Schönborn und von Falkenhausen eine Koalition, welche den Ausgleich der Völker in der Monarchie anstrebte. Wäre dieser nicht immer wieder von ehrgeizigen, verantwortungslosen und kurzsichtigen Politikern hintertrieben worden, hätte die nachfolgende Zeit anders ausgesehen. Hier traten die Tschechen ganz besonders im negativen Sinne hervor. Bereits im Jahre 1895 scheiterte seine Regierung und Fürst W. – G. wurde zum Präsidenten des Herrenhauses in Wien (etwa eine 2. Kammer) berufen. Er blieb dies bis zum Zusammenbruch der Monarchie Österreich – Ungarns.

1899

Nach langwierigen Auseinandersetzungen hob der Minister Clary – Aldringen (Teplitz – Schönau) die Sprachen Verordnung auf, was wiederum zu Ausschreitungen der Tschechen führte. Die neu erwachte Volkswut bekommen vor allem die Deutschen in Böhmen zu spüren.

1902

Franz Jesser prägt erstmals den etwas unglücklichen Begriff „Sudetenland“, um damit das Deutschtum in den Kronländern besser zur Geltung zu bringen. Er leitete den Begriff von Ptolemäus ab, der um 150 n. Chr. auf seiner Weltkarte (Alexandria) Böhmen als „Sudetyea“ bezeichnete, was auch mit Sauengebirge übersetzt werden kann.

1903

Bei der Grundsteinlegung des Jan Hus – Denkmals in Prag führte Edvard Grgr aus: „Die Deutschen sind Fremdlinge, von denen das Land gesäubert werden muß:“ Es kommt nunmehr auch zur Gründung des „Deutschen Volksrates“ in Deutsch – Böhmen unter Dr. Tita aus Trebnitz. Dies geschah demnach ein Jahrzehnt später, als die Tschechen dies für ihr Volkstum taten. Endlich merkten die Deutschen, was sich anbahnte; es war aber schon zu spät.

1905

Der Mährische Ausgleich wird angenommen und bringt eine vorübergehende Beruhigung im Nationalitätenkampf, auch in Böhmen.

1906

Es gibt eine erneute Wahlreform in Böhmen und es können 75 tschechische und 55 deutsche Mitglieder im Böhmischen Landtag bestimmt werden. Die Zeichen deuten nunmehr auf Sturm.

1907

Es gibt allgemeine Wahlen in Böhmen. Das Ergebnis war voraussehbar. Eine Annäherung der beiden Völker kommt nicht mehr zustande.

1908

Es beginnt der Kampf um die Zweiteilung Böhmens, welche mit der kaiserlichen Verordnung vom Juli 1918 beendet werden sollte. Am 01. Dezember 1919 sollte diese in Kraft treten, wozu es wegen der Entwicklung (Ende des 1. Weltkrieges) nicht mehr kam.

1914

Es wurde zum Schicksalsjahr der Monarchie. Die aufziehenden, dunklen Wolken waren seit langem sichtbar. Viele wollten dies nicht erkennen. Die Mächte der Entente wollten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Ende der Habsburger Herrschaft in Mitteleuropa herbeiführen, um vor allem den Einfluß des Deutschen Reiches auf diese Monarchie abzuschwächen. Am 18. Juli wurde der Thronfolger der Monarchie Franz Ferdinand, ein Neffe des Kaisers Franz Josef I, mit seiner Gemahlin Sophie, der Gräfin Hohenberg (eine geborene Chodek, alter tschechischer Adel), in Sarajewo (Bosnien – Herzogowina, eine Art Provinz der Monarchie) ermordet. Die Tragödie in Europa nahm ihren Lauf. Nach einem Ultimatum kam es zur Kriegserklärung an Serbien, welches hinter dem Attentäter Gavriel Princip stand. Dies löste den Bündnisfall aus und alle europäischen Großmächte mobilisierten ihre Streitkräfte. Im Gegensatz zu Deutschland, war man in der Österreich – Ungarischen Monarchie nicht Kriegs – begeistert, denn das Zusammenleben der unterschiedlichen Völker war seit langem problematisch.

Bereits am 24. Dezember d.J. geht Thomas G. Masaryk , seines Zeichens Reichsratsabgeordneter, über die Schweiz (Genf), dann über Rom nach Frankreich und den USA , später auch nach Rußland ins Exil. Er nimmt seine Familie – außer dem Sohn Jan – mit. Jan war Offizier in der k. u. k. Armee. Masaryk war seit 1878 mit der US – Amerikanerin Charlotte Garrique verheiratet. Es ist doch makaber, zu wissen, daß Jan Masaryk in einer Armee als Offizier dienen konnte, dessen Vater in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Demnach kann der „Völkerkerker“ – wie die Tschechen die Monarchie nannten – nicht so arg gewesen sein. Bereits am 04. Juli 1915 forderte Thomas G. Masaryk anläßlich der 500 – Jahrfeier zum Tode von Jan Hus in Zürich, erstmals die Auflösung von Österreich – Ungarn. Frantisek Palaky erklärte einmal zu seiner Lebenszeit: „Es wird das Schicksal des Kaiserreiches sein, in ein Slawenreich verwandelt zu werden.“ Masaryk forderte nunmehr aber die Zerschlagung jener Monarchie und die Mächte der Entente halfen dabei mit.

1915

Im Februar d.J. gründete Kramar, Rasin, Scheiner, Soukop und Klofac den Geheimausschuß „Tajny vibor.“ Zum Vorsitzenden wurde Premisl Samal berufen. Alle waren Anhänger der tschechischen Nationalsozialisten und wurden nach dem Bekanntwerden im Oktober d.J. vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt (es herrschte Kriegsrecht). Das Urteil wurde nicht vollstreckt. Kaiser Karl I. hat alle Verurteilten im Jahre 1917 begnadigt, was sich aber als ein großer Fehler herausstellen sollte. Dem Ingenieur L. Ocemasek gelang es, die über Prag führende Telefonleitungen zwischen dem Deutschen und Österreich – Ungarischen Kaiser anzuzapfen. Die Schauspielerin Emma Destina gab die Abhörergebnisse als Kurier im neutralen Ausland an Mittelspersonen weiter. Die Zersetzung des Staates war in vollem Gange. Trotzdem ließ Kaiser Franz Josef I. auf seine Tschechen nichts kommen. Er sagte immer, laßt mir meine Tschechen in Ruhe. Deshalb wurde er spöttisch „Prohaska“ genannt. Die Abhöraktion wurde auch vom Kampfverband Sokol gefördert und unterstützt. Tschechische Parlamentarier gaben in Wien am laufenden Band Ergebenheits – Adressen ab (Schweyk läßt grüßen). Am 17. August erklärte das bisher neutrale Italien der Monarchie den Krieg, weil die Entente u.a. Südtirol als Kriegsbeute versprochen hat. Im Dezember geht Edvard Benes bei Asch in Böhmen und über Deutschland ! nach Paris ins Exil, um T. G. Masaryk besser unterstützen zu können. Benes wird sein Intimus.

1916

Der inzwischen in Paris gegründete tschechische Nationalrat wird von England und Frankreich völkerrechtlich anerkannt. Am 27. Juni erklärt Rumänien der Monarchie den Krieg und der Abwehrkampf wird an allen Fronten härter. In Rußland läuft das 28. Prager Infanterie – Regiment fast geschlossen zum Feind über und bildet den Kern der sogenannten „Tschechischen Legion,“ welche später eine traurige Berühmtheit erlangte. Am 22. November stirbt Kaiser Franz Josef I. nach 68 jährigen Regierungsjahren. Mit seinem Tod wird das Ende der Monarchie eingeleitet. Er wurde 86 Jahre alt und lebte nur für seine Völker, wie er sich ausdrückte. Sein Nachfolger wurde der Thronfolger Karl I., der mit Zita aus dem Hause Bourbon – Parma verheiratet war.

1917

Von Hanus Kuffner wird eine Landkarte „Nas stat a svetovy mir „ veröffentlicht, welche das künftige „Großtschechien“ aufzeigt. Deshalb ist der heutige Begriff „Tschechien“ erheblich vorbelastet (wer weiß das schon in Deutschland und Europa). Das beträchtlich ausgeweitete Land reicht danach bis vor die Tore Berlins, beansprucht fast ganz Schlesien, Teile von Sachsen und Teile von Bayern (Passau, Regensburg und die östliche Oberpfalz). Auch ein Teil von Oberösterreich sollte einverleibt werden. Eine „Nema Karesozuace“ = deutsches Reservat war vorgesehen. Erst im Jahre 1923 wurde bekannt, daß der Führer der tschechischen Nationalsozialisten Vaclav Klofac als Autor des Pamphlets war, wie die Zeitung „Cesko slovo“ berichtete. Diese Karte war für deutsche Augen von besonderem Interesse und weist auf ein latentes Machtstreben der tschechischen, nationalen Kreise (auch in der jetzigen CR) hin. Am 06. April tritt die USA in den Krieg gegen die Monarchie ein. Der Verrat von Carzano an der Valsugana – Front in Südtirol am 18. Juli bewegte einst in ganz Österreich – Ungarn die Gemüter. Hatten doch die Tschechen Italiener in österreich – ungarischer Uniform durch die eigenen Linien zu führen versucht. Das Vorhaben wurde im letzten Augenblick mit großem Aufwand und großen Verlusten verhindert.

1918

In der Heilig – Drei – Königserklärung ergeht von den Tschechen eine klare Absage an die Monarchie. Sie wurde vom Gründer des tschechischen Nationalausschusses veröffentlicht. Am 08. Januar erklärte Präsident Wilson von den USA seine sogenannten 14 Punkte, die das Selbstbestimmungsrecht der Völker zum Inhalt hatte. Der Punkt 10 betraf Österreich – Ungarn. Dieser lautete:

„Den Völkern Ö. – U., deren Platz wir im Kreise der Nationen gefestigt und gesichert sehen wollen, ist die Möglichkeit zu umgehenden autonomen Entwicklungen einzuräumen“ Dies gab Anlaß, den Völkern Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu eröffnen, was sich später für die Sudetendeutschen als fundamentaler Irrtum herausstellen sollte (von Frankreich und England veranlaßt). In einem Geheimabkommen bestimmten sie, daß dies nicht für die Deutschen gelten solle. Am 07. Februar wurde ein Abkommen über die Gründung der Tschecho – Slowakischen Armee in Frankreich unterzeichnet. Daran war vor allem der französische Präsident Poincare , Ministerpräsident und Kriegsminister Clemenceau ( ein ausgewiesener Deutschenhasser) und Außenminister Pichon beteiligt. Im April findet in Rom ein Kongreß der unterdrückten Völker der Monarchie statt. Am 09. Mai schließt Masaryk in Pittsburg, USA ein Abkommen mit den Slowaken, welches eine Vereinigung beider Völker zu einem neu – zugründeten Staat vorsieht, das später nur in einem beschränkten Umfang geschah. Am 09. August und 02. September wird die tschechische Nation von den USA, England und Frankreich als Kriegsführende Macht anerkannt. Italien folgt am 03.Oktober nach. Am 13. Juli verfügt der Nationalauschuß unter Kramar, daß von sofort an keine Agrar – und Industriegüter mehr nach Österreich geliefert werden. Davon wird vor allem die Front in Südtirol betroffen, weil dadurch die Truppen nur mehr unzureichend versorgt werden konnten, was die Kampfmoral nicht gefördert haben dürfte. Am 26. September wird in Paris die vorläufige, provisorische Regierung der künftigen Tschecho – Slowakei gegründet. Masaryk wird zum Präsidenten, Benes zum Außenminister bestellt. Am 02. Oktober hat der tschechische Abgeordnete im Reichsrat Stanek in einer haßerfüllten Rede die Abgeordneten darauf aufmerksam gemacht, was in nächster Zeit auf die Deutschen zukommen wird. Am 16. Oktober erläßt Kaiser Karl I einen Aufruf an seine Völker, in der allen Volksgruppen im Rahmen der förderalen Monarchie einen Staat mit selbständiger Verwaltung verspricht. Er fand damit kein Gehör mehr. Die überstürzenden Ereignisse haben alles absurdum geführt; es war zu spät. Am 16. und 17. Oktober wird das Einvernehmen der Tschechen mit ihrer Auslandsvertretung in Genf über weitere politischen Aktionen in der Heimat hergestellt. Die angestrebte Erklärung, nämlich die Auflösung der Monarchie u.a., wird zunächst geheim gehalten, um Aktionen der Wiener Regierung zu verhindern. Am 19. Oktober wird ein Manifest des tschechischen Nationalausschusses in Prag veröffentlicht, in dem festgestellt wird, daß ab sofort keine Verhandlungen mehr mit Wien geführt werden. Am 22. Oktober wird ein Beschluß über die Zukunft des tschechischen Volkes veröffentlicht, darin wird der Austritt aus der Gemeinschaft der Völker in Ö. – U. verlangt. Mit Wissen der kaiserlichen Regierung verhandelt eine tschechische Delegation unter Kramar in Genf mit Benes über die Modalitäten der Übernahme der Staatsmacht in der künftigen Republik. Beschlossen wurde, daß eine republikanische Verfassung eingeführt und eine vorläufige Regierung unter Kramar gebildet werden soll. 14 Minister, davon 4 slowakische, sollen daran beteiligt werden (keine deutschen Minister!). Die vorläufige Nationalversammlung soll aus 256 Mitgliedern bestehen, darunter 42 Slowaken, aber wiederum ohne Deutsche. Als Gegenreaktion dieser wurde in Eger beschlossen, eine selbständige Provinz Deutsch – Böhmen zu errichten, worin eine gewisse Selbständigkeit des Egerer Gebietes innerhalb dieses Gebildes angestrebt wurde. Am 27.Oktober wird in Paris die Tschecho – Slowakei gegründet und als neuer Staat in Mitteleuropa vorgestellt. Am 28. Oktober erfolgt die Proklamation der CSR in Prag. Es war angeblich eine spontane, in Wirklichkeit eine seit langem vorbereitete, Aktion. Die Embleme der Monarchie werden mit Brachialgewalt im tschechischen Gebieten entfernt. Deutsche Abgeordneten im Wiener Parlament erklärten daraufhin den Anschluß an den neu gegründeten Staat Deutsch – Österreich. Eine neue Regierung sollte gegründet werden, woran die Sudetendeutschen beteiligt sein sollten. Die Tschechen wollten diesen neuen Staat verhindern und besetzten mit ihren darauf vorbereiteten Truppen Budweis, Brünn und Olmütz. Am 30. Oktober forderten die Reichsratsmitglieder, daß die deutschen Gebiete zu einem „Sudetenland„ vereinigt werden sollen, auch wenn die Gebiete teilweise nicht zusammenhängen und beriefen sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker durch Wilsons. Sie hielten im Niederöstereichischen Landtag zu Linz / Donau eine Zusammenkunft ab und forderten eine eigene Provinz innerhalb des neuen Staates D. – Ö. Auf Ansuchen nimmt die neue Republik D. – Ö. folgende Gebiete für sich in Anspruch: Provinz Deutsch – Böhmen mit 2,1 Mio, Sudetenland mit 664.000, Böhmerwaldgau mit 76.000 und Deutsch – Südmähren mit 181.000 Einwohnern. Innerhalb dieser Gebiete wohnen 181.000 Tschechen. Am 03. November folgt der Waffenstillstand Ö. – U. mit der Entente. In den deutschen Gebieten werden hastig Maßnahmen ergriffen, um eine Volkswehr aufzustellen. Dazu sollten auch heimkehrende, demobilisierte Soldaten beitragen. Diese waren dazu meistens nicht in der Lage, weil ihnen an den Grenzen von ihren ehemaligen Mitstreitern die Waffen abgenommen wurden. Auch das bekannte Egerländer Regiment 73 wurde total entwaffnet und es war ob der großen Verluste auch kampfmüde geworden. Die heimkehrenden Tschechen dagegen – unterstützt vom „Sokol“ – begannen sofort mit der Besetzung der deutschen Gebiete, ohne dafür die völkerrechtliche Erlaubnis zu haben. Sie standen unter dem Kommando vom Feldmarschallleutnant Jan Diwis. Bereits am 03. 11. wurde Hostau (wegen des Gestütes), am 10.11. Saaz, am 16.11. Wiesengrund, am 18.11. der Flugplatz Eger und die Stadt Troppau, am 20.11. Mies, am 29.11. Brüx (es gab dabei 13 Tote!), am 08.12. Marienbad, am 09.12. die Stadt Eger, am 06.12. Bischofteinitz, am 11.12. Karlsbad und am 20.12. Tachau von ihnen besetzt ; überall wird die deutsche Volkswehr aufgelöst. Bereits am 05.11. traten 18 deutsche Abgeordnete des Böhmischen Landtages unter Leitung von Raphael Pacher zusammen, um über weitere Maßnahmen in den deutschen Gebieten zu beraten. Dort wurde eine vorläufige, provisorische deutsche Landesregierung gegründet, die jedoch in Gefahr war, aufgelöst zu werden. Am 11.11. schließt das Deutsche Reich einen Waffenstillstand mit der Entente und den USA. Am gleichen Tage unterzeichnet Kaiser Karl I in Wien eine Urkunde, worin er kundtut, daß er auf die Staatsgeschäfte (nicht auf den Thron) verzichtet. Er war weiterhin König von Ungarn. Tags darauf wird auch dieser Verzicht ausgesprochen. Am 21.12. kehrt Thomas G. Masaryk nach Prag zurück und wird von den Tschechen freudig begrüßt. Er erhält den Titel „Befreier“ Die deutsch – böhmische vorläufige Landesregierung wird sicherheitshalber nach Teplitz – Schönau evakuiert. Rasin erklärt den Verhandlungsführern, daß sie Rebellen seien, mit denen er nicht verhandeln wolle. Josef Seliger, der Führer der deutschen Sozialdemokraten berichtete. „Rasin sagte, das Selbstbestimmungsrecht sei eine schöne Phrase, jetzt aber, da wir gesiegt haben, entscheidet die Gewalt.“ Die Katze wurde aus dem Sack gelassen. Nun zeigen die Tschechen ihr wahres Gesicht. In Böhmisch – Leipa wird der „Bund der Landwirte“ gegründet. Am 14.12. geht die vorläufige böhmische Landesregierung nach Wien ins Exil, weil die Tschechen sie als illegal bezeichnen und ihre Auflösung sollte mit Waffengewalt erzwungen werden. Auch von einer Verlegung ins Egerland wurde abgesehen, weil sie auch dort nicht sicher gewesen wäre. Am 22.12. billigen England, Frankreich und Italien nachträglich die Besetzung der deutschen Gebiete in der neu gegründeten CSR. Die Tschechen besetzen Ober – Thermenau, Nieder – Thermenau und Bischofswarth in Niederösterreich. Am 23.12. erklärt Masaryk: „Was die Deutschen in Böhmen betrifft, ist unser Programm seit langem bekannt. Die von ihnen besiedelten Gebietsteile in Böhmen sind und bleiben bei uns.“ Weiters: „ Ich wiederhole, wir haben den Staat erkämpft, und die staatsrechtliche Stellung der Deutschen, die einst als Immigranten hierher gekommen sind, ist damit für alle Zeiten festgelegt. Wir haben das Recht auf den Reichtum unseres Landes.“ Wie man heute weiß, war dies den Franzosen und Engländern bekannt, den Amerikanern allerdings nicht. Damit ist klargestellt, daß Masaryk keine Zusammenarbeit mit den Sudetendeutschen wollte; er wollte aber etwas gelinder mit ihnen verfahren, als Benes u.a. Das Ziel war das Gleiche, nämlich die Slavisierung der Sudetendeutschen und schlußendlich ihre Vertreibung. Am 28.12. fand in Wien die 4. und 5. Sitzung der provisorischen Landesregierung Deutsch – Böhmens statt, in der über das weitere Verhalten in der Heimat beraten wurde. Die Lage spitzte sich dort dramatisch zu, denn die Tschechen hatten die Macht in der Hand und nutzte dies brutal aus.

1919

Der weitere Verlauf der Geschichte wird an anderer Stelle beschrieben . Es kam der berüchtigte 04. März 1919, wo es Tote und Verletzte gab. Festgehalten sollte aber folgendes werden. Karl Kreibich, wohl der bekannteste sudetendeutsche Kommunist aus Reichenberg, sagte damals: „Das Sudetenland sollte mit Waffen verteidigt werden“, als die Tschechen das Selbstbestimmungsrecht für uns außer Kraft setzten. Bis 1935 hat die Kommunistische Partei der CSR ausdrücklich die Errichtung eines selbständigen deutschen Staat gefordert. Derselbe K. hat nach der Rückkehr aus dem englischen Asyl im August 1945 gefordert, daß alle Sudetendeutschen ausgemerzt werden müßten (+ 02.08.1966). Es folgen die Friedensverträge von Saint Germain und Versailles mit der Republik Österreich und dem Deutschen Reich. Auch darüber wird an andere Stelle berichtet. Der Name „Deutsch – Österreich“ wurde darin verboten. Die csl Nationalversammlung trat in Prag zusammen. Deutsche waren nicht dabei. Man versprach, eine zweite Schweiz zu installieren, um ein schönes Gesicht zu wahren. Man sagte, die Tschechen seien ein starker Riegel gegen die Deutschen im Donauraum und ein vorgeschobener Posten der Slawen gegen die Germanen. Der amerikanische Präsident Wilson warnte mehrere Male: „Man betrachte die Rechte der Minderheiten !“. „Ich wage zu sagen, daß nichts wahrscheinlicher den Weltfrieden stören wird, als die Behandlung, welche in gewissen Fällen den Minderheiten zugedacht sein mag.“

Auch der Berater des amerikanischen Präsidenten für Mitteleuropa, Professor Archibald Coolidge, äußerte schwere Bedenken gegen die Aktionen der Tschechen im ganzen Lande. In einem Bericht verweigerte er die Zustimmung für diese Aktionen. In der Erklärung hieß es: „Würde man den Tschechen das ganze Gebiet zuerkennen, wäre das nicht nur ein Ungerechtigkeit, gegenüber vielen Millionen, die nicht unter die tschechische Herrschaft kommen wollen. Die Beziehungen zwischen den Deutschen und Tschechen in Böhmen sind in den letzten drei Monaten immer schlechter geworden. Heute besteht zwischen ihnen eine tiefe Feindschaft. Das Blut, das am 04. März geflossen ist, dessen Zeuge ich geworden bin, ist nur ein Tropfen, gegenüber dem Kommenden. Die Bereitschaft, eine politische Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, ist heute so gut wie verschwunden. Betrachtet man das Ganze in Ruhe, so bin ich der Ansicht, daß von der CSR

  1. der Süden von Mähren an Österreich, soweit möglich anzugliedern ist,

  1. der Bezirk Eger, der ursprünglich nicht zu Böhmen gehörte, die Vereingung mit Bayern zu genehmigen, insoweit dies gewünscht wird (in Bayern war damals eine Räteregierungam Ruder; mit welcher eine Zusammenarbeit auch von Siegern nicht gewünscht wurde

Die Amerikaner mußten feststellen, daß ihre Einwände nicht berücksichtigt wurden. Clemenceau hat als Vorsitzender der Friedenskonferenz eine anderen Weg eingeschlagen. Wilson brach einige Tage später physisch und psychisch zusammen und verließ Paris. Sein Nachfolger, Oberst House, war ein nachgiebiger Mann, welcher der Entente half, wo er nur konnte. Die Amerikaner haben bekanntlich die Friedensverträge vorerst nicht unterzeichnet. Dies geschah erst im Jahre 1920. Auch der Berater Coolidge trat von seinem Posten zurück und kehrte nach den Staaten zurück.

Der deutsche Reichspräsident Ebert erklärte in Weimar:

„Wir können nicht darauf verzichten, die ganze Deutsche Nation im Rahmen eines Reiches zu einigen. Im vorigen Jahr hat sich Deutsch – Österreich (und damit auch die Sudetendeutschen) als Teil der großen Deutschen Republik erklärt. Ich darf wohl die Erwartung aussprechen, daß die Nationalversammlung und die Reichsregierung mit der Regierung in Wien über den Zusammenschluß verhandelt. Dazu durfte es nach den Bedingungen der beiden Friedensverträge nicht kommen. Die Siegermächte haben es ausdrücklich und unter Androhung von hohen Strafen (Einmarsch der Entente) verboten.

Im Entwurf der Weimarer Reichsverfassung vom 20.Januar 1920 (Preuß) war vorgesehen, daß das Sudetenland in das Deutsche Reich aufgenommen werden sollte. Die Zahl der Abgeordnetenmandate war auf 6 Mandatsträger ausgelegt.

Masaryk erklärte in der führenden französischen Zeitung „Matin“:

„Die tschechische Sprachgrenze stimmt mit der Staatsgrenze überein. Nur im Westen und im Norden Böhmens gibt es bedingt durch starke Einwanderung im letzten ! Jh (in Wirklichkeit seit dem 10. – 12. Jh) an manchen Stellen einige Deutsche. Im übrigen bin ich überzeugt, daß eine rasche Entgermanisierung der Gebiete vor sich gehen wird.“

Fazit: Die Sudetendeutschen haben nicht erst 1938 – oder erst nach 20 Jahren der Unterdrückung in der CSR – den Anschluß an Deutschland angestrebt, sondern bereits 90 Jahre früher in der ersten Nationalversammlung der Deutschen in Frankfurt am Main (in der Paulskirche 1848). Später auch im Deutsch – Österreichischen Parlament zu Wien 1918/1919. Die Siegermächte des 1. Weltkrieges haben jedoch einen Anschluß an D. – Ö. und somit an das Reich mit der Androhung von Waffengewalt bewußt verhindert. Auch dies wird heutzutage geflissentlich verschwiegen. Man könnte sonst nicht mit der These aufwarten, sie (die Sudetendeutschen) hätten nur aus Sympathie zu Hitlerdeutschland gewollt. Diese Aussage wird vor allem von den Tschechen propagiert, um von ihrem Völkerrechtsvergehen abzulenken. Auch einige deutschen Politiker beteiligen sich an dieser Geschichts – Klittung. Es gibt einen alten, bekannten römischen Satz, der lautet; „Ex inius non ori jus.“

Aus Unrecht kann kein Recht werden. Dies sei auch unseren Anpassern ins Stammbuch geschrieben.

Von all diesen Tatsachen war und ist in der bundesdeutschen Medien nichts zu vernehmen. Wäre es nicht auch die Pflicht der Historiker und Politiker gewesen, sich im Namen der Wahrheit um die Offenlegung von Zeugnissen und Dokumente über diese Vorgänge über diesen Zeitraum zu berichten. Gerade was diejenigen angeht, die sich als humane „Superdemokraten“ ausgeben und sich überall in der Welt einmischen, um sich zu profilieren, sollten sich einmal über die damaligen Verhältnisse kundig machen und endlich aufhören, den leidgeprüften, vertriebenen Sudetendeutschen in den Rücken fallen. Wenn argumentiert wird, es sei eine Verkürzung am Geschehenen, nur an das Leid der Vertriebenen zu erinnern, ohne die deutsche Schuld an die Verbrechen im 2. Weltkrieg zu erinnern, tut man so, als seien die Deutschen im Gebiet von Süd – und Osteuropa schuldiger, als die im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Lebenden gewesen. Dies ist geradezu eine Ungeheuerlichkeit. Hinzu kommt, daß gewisse Kreise ihren Teil dazu beitragen, indem sie ständig gegen die Vertriebenen – in letzter Zeit vermehrt gegen die Sudetendeutschen – polemisieren. Wer all dies erwähnt, wird von jenen Leuten sogar in die rechtsradikale Ecke gedrängt, um sich von ihnen ohne Gesichtsverlust distanzieren zu können. Letztendlich werden sie mit ihren formalen, geschönten Aussagen die Wahrheit in der Zukunft nicht verhindern können. Dazu soll Abhandlung beitragen.

Gibt es eine Gerechtigkeit ?

Am 04. Februar 1948 verunglückte im Wald von Schönwald (Lesna) Thomas H. im 38. Lebensjahr tödlich. An sich ein immer wiederkehrender Vorfall bei diesen gefahrvollen Arbeiten im Walde. In diesem Falle scheint es aber anders zu sein. H. war für die Beschlagnahme von Häusern und „abgabenpflichtigen“ Gegenständen in Tachau zuständig. Er lebte nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich als Tscheche weiterhin in unserer Mitte und benahm sich, als gehöre er zu den Deutschen dazu. Es geschah ihm nichts, denn er war mit einer Deutschen verheiratet. Er waltete seines Amtes als Kommissar rücksichtslos gegenüber allen „Nemcis“. Wenn betroffene Personen bei einer Beschlagnahme klagten, daß sie keine Unterkunft mehr hätten, sagte er zynisch: „Geht in den Wald, dort ist für euch alle Platz genug.“

H. stammte aus Stankau bei Pilsen. In der nach dem „Anschluß“ errichteten neuen Siedlung am Fohra in Tachau konnte er dort ein neues Haus beziehen, wo eigentlich nur verdiente Parteigenossen ein solches zugeteilt erhielten. Beschäftigt war er nach dem Anschluß in der Dampfsäge zu Tachau am Bahnhof. Er hat gehörte auch einigen Unterorganisationen der NSDAP an. Sein Sohn war Mitglied des Jungvolkes in der Hitlerjugend. Nach dem Einmarsch der Amerikaner war er maßgeblich an der Bildung des „Revolutionsrates“ zu Tachau beteiligt und übernahm mit einigen Spezis die Macht in der Stadt. Da er die meisten Bewohner oftmals persönlich kannte, war es für ihn ein Leichtes, sein neues Amt zu versehen. An vielen beschlagnahmten Häusern waren deutliche Hinweise angebracht, daß er „Nationalverwalter“ war und über die beschlagnahmten Unterkünfte verfügen durfte. Diese waren fast durchwegs für seine Freunde und Bekannten aus der Gegend von Stankau reserviert, was ihm später auch bei den Tschechen unbeliebt machte. Auch im „Internacni tabori“ (Zigarrenfabrik) war er mit fiesen Methoden beim Raub der letzten Habseligkeiten aufgefallen. Er beschlagnahmte und reservierte für sich und seine Spezis. Seine Frau rühmte sich später, da sie mehr als ein Duzend Pelzmäntel habe. Woher? Von Porzellangeschirr und Bettwäsche u.a. ganz abgesehen. Er selber übernahm das Haus von Verwandten, die auch vertrieben wurden und lebte darin bis zu seinem frühen Tode. Nach der „Revolution“ am 25. Februar 1948 wurde ein Bruder von ihm Bürgermeister der Stadt. Er arbeitete aber inzwischen wieder auf der Säge am Bahnhof, denn die Beschlagnahmen waren beendet. Die meisten Deutschen waren „human“ vertrieben worden! Was wäre er ggf. geworden, hätte er den Umsturz von Prag in Tachau überlebt? Makaber ist, daß das errichtete Marterl, welches von seinen Angehörigen an der Unglücksstelle errichtet wurde, immer wieder zerstört worden ist. Wer war es? Natürlich die Deutschen! Die Staatsgrenze war ja bekanntlich hermetisch abgesperrt und gegen die Feinde (die Deutschen) gesichert worden. Nein, die Tschechen, die sich von ihm übervorteilt fühlten, dürften es gewesen sein. Es war eine späte Rache an dem „Goldgräber“ H.

Noch ein makabres Kapitel.

Der Ringelberger „Mistni narodni Vibor“ Prohaska, mußte, nachdem er stellungslos geworden war (die Ortsbewohner waren ja abgeschoben, wie sie sagten), wieder in seinem alten Beruf als Frachter arbeiten. Er verzog über Thiergarten nach Neulosimthal , um dem früheren Beruf nachzugehen. Meistens bewegte er Langholz aus dem Staatswäldern nach Tachov (Tachau) zur Bahn. Eines Tages hob er 100.000 kc (wo hatte er das viele Geld her) von einer Bank in Tachov ab. Auf dem Heimweg nach seinen Wohnort hat er die ganze Summe verloren. Ein ehrlicher Finder wollte ihm das gefundene Geld überbringen und verlangte den gesetzlichen Finderlohn dafür. Auf die Frage, was er ihm freiwillig geben würde, antwortete P. zynisch: „Einen Strick zum aufhängen.“ Das sagt alles über den Charakter des Herrn „Kommissars“ aus. So waren sie, die Goldgräber!

Berichtet von Iwan Hr. in aus Schönwald und Pani Ve., jetzt Horny Jadrus nad Plana (beide bezogen als erste Bewohner das Hs Nr. 12 in Ringelberg nach der Vertreibung der Bewohner). Man schrieb das Jahr 1947.

Gibt es eine Gerechtigkeit? Jeder soll dies für sich selber beantworten.

Verfasser und Herausgeber: Josef Gleißner, Ringelberg Nr. 12 (Krawaschn)
geb. am 25.11.1927 in Ringelberg
Ortsbetreuer (OB) seit 01.10.1991

Herstellung: Eigendruck, Tulpenstr. 28, D-82538 Geretsried

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verfassers.

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